Hast du das Zeug zum Hüttenwirt?

Ein Blick hinter die Kulissen von Pächter und Hüttenwirte

Auf einer Hütte leben, sein eigener Chef sein, Natur in seiner eindrucksvollsten Art erleben, jeden Morgen zu einem Panorama aufwachen, das andere nur von der Postkarte kennen. Hüttenwirt oder Pächter einer Schutzhütte in den Bergen zu sein klingt romantisch. Ist es das auch? Der ÖTK gewährt einen Blick hinter die Kulissen.

Hüttenwirt. Mädchen für alles.

Ein Gefühl der Wertschätzung vermitteln

In talnahen, gut erreichbaren Hütten ähnelt die Tätigkeit eines Hüttenwirts der eines Gastwirts. Mit steigender Abgeschieden- und Exponiertheit sind weitere Fähigkeiten gefordert, um den Hüttenbetrieb am Laufen zu halten. Vom verstopften Pissoir über den Ausfall der Wasserzufuhr, bis zur psychologischen Betreuung der Gäste. Die Anforderungen sind breit gestreut.

Als Hüttenwirt ist man Kellner, Küchenchef, Stubenmädchen, Rezeptionistin, Wetterfrosch, erfahrener Bergsteiger und vielleicht auch Bergretter, Buchhalter, Personalchef und geschickter Handwerker in einer Person. Am wichtigsten ist es dem Gast zuzuhören und ein Gefühl der Wertschätzung vermitteln zu können.

Frei hat man nur, wenn das Wetter schlecht ist.

Jede Hütte ist anders. Das ergibt sich schon aus der Lage, der Grösse, dem Gästesegment und anderen Kriterien, die unterschiedlicher nicht sein können. Es gibt also keine allgemeine Regel für Hüttenwirte; der nachstehende Tagesablauf ist daher nur exemplarisch.

4:00 - 6:00 Es ist finster. Die ersten Bergsteiger wollen geweckt werden. Kaffe kochen, Tee zubereiten, Thermoskannen der Gäste befüllen, Lunchpakete zubereiten. Die Bergsteiger eilen außer Haus, wollen beim Sonnenaufgang am Gipfel sein. Danach Frühstück vorbereiten. Tische decken, Besteck auflegen. Herd einheizen, Ham & Eggs, gebratene Tomaten, Schnittlauch, Käse, Wurst, Marmelade, Honig vorbereiten.

6:00 - 9:00 Wetterberichte und Lawinenwarndienst checken, Langschläfer kommen, Fragen zum Wetter werden beantwortet. Gegen 9:00 Uhr verlassen auch die letzten Gäste die Hütte. Frühstück mit dem Team. Aufgaben und Tagesablauf besprechen. Reservierungen checken. Tageskarte und Einkauf planen. Leergut sammeln. Müll entsorgen.

 

9:00 - 11:00 Zimmer, Lager und Gastraum sauber machen, Toiletten und Bäder putzen. Diverse Checks, wie Filteranlagen, Zisternen, UV-Speicher. Müllentsorgung, Kuchenbuffet vorbereiten, Mehlsspeisen zubereiten, Terrasse: Bestuhlung, Tische decken, Tageskarte auf die Tafel schreiben. Erste Tagesgäste treffen ein.

 

11:00 - 14:00 Der Tagesbetrieb läuft auf vollen Touren, immer mehr Tagesgäste treffen ein. Die Terrasse füllt sich. Es geht rund in der Küche, 1-2 Personen bedienen die Spülmaschine und räumen Geschirr weg, zwei weitere sind mit Bedienen, Abräumen und Kassieren beschäftigt.

14:00 - 16:00 Es wird ruhiger, ab ins Tal um für Nachschub zu sorgen. Auf dem Weg dorthin wird Müll eingesammelt. Eine Wegetafel zeigt in die falsche Richtung, der Spaß kann lebensgefährlich sein und wird zurecht gerückt. In der Hütte werden Buchungsanfragen bestätigt und Zimmerbelegung aktualisiert. Es bleibt Zeit für kleine Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten.

16:00 - 19:00 Ansturm auf Kaffee und Kuchen, Tagesgäste steigen ins Tal ab, während die ersten Übernachtungsgäste kommen. Zimmer werden zugewiesen. Der Einkauf aus dem Tal kehrt zurück. Bergsteiger berichten Neues, Kletterer genießen die Abendsonne, Kinder toben auf der Wiese. Die Vorbereitungen fürs Abendessen beginnen. Hochbetrieb in der Küche.

19:00 - 22:00 Das gesamte Team ist im Einsatz. Essen wird serviert, Getränkebestellungen werden entgegen genommen, Ausschank, Abräumen, Bedienen, die Spülmaschine ist im Dauereinsatz. Weil's so gemütlich ist, folgen Kaiserschmarrn, Palatschinken, Topfenknödel. Es ist 21:30 Uhr. Zeit, die Küche dicht zu machen. Weckwünsche entgegen nehmen. 22:00 Uhr ist Hüttenruhe.

 

22:00 - 24:00 Tische abräumen, Gläser spülen, Gastraum aufräumen, Kassasturz und Vorbereitungen fürs Frühstücksbuffet. Beantworten offener Buchungsanfragen. Noch ein letztes Bier vor dem Schlafengehen, dann todmüde ins Bett.

0:00 - 4:00 In alpinen Lagen schlägt das Wetter sehr schnell um. Nicht selten kündigt sich ein heftiges Gewitter oder ein Sturm an. Da kann es schon vorkommen, dass man in der Nacht mit der Stirnlampe am Kopf nach dem Rechten sehen muss. Gelegentlich kommt der eine oder andere Wanderer, der sich verlaufen hat oder in der nächstgelegenen Hütte keinen Platz mehr fand. Dann wird die Stube zum Schlafplatz umfunktioniert.

Tätigkeitsbeschreibung

Tätigkeitsbeschreibung eines Hüttenwirtes
Der humorvolle Text eines Hüttenwirtes beschreibt im Wesentlichen die Arbeit auf einer Hütte.
Hüttenwirt Tätigkeitsbeschreibung.pdf
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Schritt für Schritt zum Hüttenwirt

Es gibt keinen Kurs, nur Praxis

Gute Voraussetzungen bringt mit, wer über gastronomische Erfahrungen verfügt und eine Ausbildung bzw. Erfahrung als Alpinist besitzt. Wenn man eine Schutzhütte bewirtschaften möchte, führt kein Weg daran vorbei: Praxis, Praxis und Praxis!

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